Volksmusik? Volksmusik!

 

Ausstellung

 

 VOLKSMUSIK? VOLKSMUSIK!

 
24. Oktober bis 22. Dezember 2018
 

Dudelsackspieler, Öl auf Leinwand, Giacomo Francesco Cipper 'Il Todeschini' Umkreis


Montag bis Freitag 9 - 18 Uhr, Samstag 9 - 14 Uhr
(an Sonn- und Feiertagen geschlossen)

Eintritt: € 5,- (ermäßigt : € 3,-)
Führungen (€ 2.– pro Person):
Dienstag 16 Uhr
Samstag 11 Uhr
sowie für Gruppen nach Vereinbarung

Die Ausstellung ist auch bei Konzerten geöffnet, die von der
Gesellschaft der Musikfreunde in Wien veranstaltet werden, sowie bei
den Philharmonischen Abonnementkonzerten -
jeweils eine halbe Stunde vor Konzertbeginn und in den Konzertpausen.

Auskünfte und Informationen: office@a-wgm.com
TEL +43 1 505 86 81 44, FAX +43 1 505 86 81 66



Die erste Institution, die Volksmusik institutionell gesammelt hat, war die 1812 gegründete Gesellschaft der Musikfreunde in Wien. Das Interesse, in ihrem Archiv nicht nur komponierte Musik aus allen Epochen und Regionen zu besitzen, sondern auch Volksmusikaufzeichnungen, führte nach Einzelaktivitäten 1819 zur Initiative der so genannten „Sonnleithner-Sammlung“, für die in allen Kronländern des Österreichischen Kaiserreiches Volksmusikaufzeichnungen durchgeführt werden sollten.
 

6 Obersteyrische Volkstänze, Samt den Gesang. Auf 1te Klein Geige, 2te Klein Geige und Grossgeige. Von Josef Joach: Schillinger. Volksmusiksammlung der Gesell-schaft der Musikfreunde (Sonnleithner-Sammlung).

Hochzeitslied, Volkslied, aufgezeichnet 1819 im Traunkreis, Oberösterreich, für die Volksmusik-sammlung der Gesellschaft der Musikfreunde
(Sonnleithner-Sammlung)

 
Dieses damals junge Interesse an der Volksmusik wurzelt in der Aufklärung und hat ihren ersten Niederschlag in der Literatur gefunden: Volksliedtexte waren plötzlich als Gattung interessant geworden. Die Beschäftigung mit der Volksmusik hinkte etwas nach. Nach dem Beispiel der Gesellschaft der Musikfreunde hat man bald auch andernorts Volksmusikaufzeichnungen  zu sammeln begonnen und Volkslieder mit ihren Melodien veröffentlicht.
 

[Friedrich Nicolai:] Eyn feyner kleyner Almanach vol
schönerr echterr liblicherr Volckslieder, […] Erster Jahrgang,
Berlin-Stettin 1777

A[chim]von Arnim – C[lemens] Brentano, Wunderhorn. Alte deutsche Lieder, II. Band, Heidelberg 1808


Die Volksmusik war auch ein Sujet in der bildenden Kunst. In der Ausstellung gibt es reiches Bildmaterial zu diesem Thema, das nicht Genre-Charakter hat, sondern dokumentarischen Wert.
 

Divertissement de Paysanes Hollandois, kolorierter Stahlstich von Louis Surugue (1748 )nach David Teniers

Geiger im Wirtshaus, unbezeichnete
Radierung nach David Teniers d.J.,
London um 1770




















Nicht nur dieser reiche Bildbestand prädestiniert das Archiv der Gesellschaft der Musikfreunde zu dieser Ausstellung, sondern auch der Bestand an Volksmusik-Instrumenten.
 

Salterio (Hackbrett) von Antonio Battaglia,
Mailand um 1770


La Musicienne des Alpes (Hackbrett),
Schabkunstblatt Werkstatt  J. J. Haid,
Augsburg um 1760

 

Hochzeitsgeiger, kolorierte
Lithographie, Nürnberg um 1830

 

Drehleierspieler, Gouache von
Josef Rodeck, 1805

Dudelsackspieler, Aquarell über
Bleistift von Carl Goebel,
Mitte  19.Jahrhundert


Thematisiert werden in der Ausstellung neben der Volksmusik im Allgemeinen, ihrer Definition und ihrer Rezeption, im speziellen die Volkssänger, die Lieder bei der Arbeit, die Lieder im Lebenslauf und der Volkstanz.
 

Zwei Volkssänger mit einer Drehorgel in einem Gasthaus,
Öl auf Holz, monogrammiert „CF“, datiert 1831.
 Die Gäste  singen nach einem Liedblattdruck.

Beispiele für einen Liedblattdruck mit Texten
von Volksliedern oder von Volkssänger-Liedern
aus dem späten 18. und dem 19. Jahrhundert

 

Joseph Lanzedelly, Die Harfenisten im Prater,
 Lithographie, Wien um 1820

Der Pfingsttanz, Tonlithographie nach
Georg Emanuel Opitz, um 1820


Ein eigener Abschnitt ist den so genannten Alpensängern aus Tirol und der Steiermark gewidmet, die auf Tourneen (bis in die USA)  aufgetreten sind und am Anfang der Kommerzialisierung der Volksmusik stehen. Wichtig sind die Hinweise, daß Volksmusik kein ländliches Phänomen war, sondern auch ein städtisches.
 

Geschwister Hauser aus dem Ziller Thale in Tyrol,
Lithographie von Otto Speckter, April 1826


Brothers Rainer and their Sister. Tyrolian Singers,
kolorierte Lithographie von William Vowles
nach Edward Wilson, London 1827

 

Plakat der „Tyrolese Minstrels“, „Tiroler Alpensänger“,
 von einer Tournee durch Großbritannien, nach 1851

Plakat der Tiroler Alpen-Sänger
vom 4. Mai 1847


Der Schwerpunkt der Ausstellung liegt natürlich bei Beispielen aus dem altösterreichischen bzw. deutschsprachigen Raum, doch verweist die Ausstellung auch auf Volksmusik aus Frankreich, Großbritannien, Italien, Rußland, Nordeuropa sowie Nah- und Fernost.
 

Scenen aus Ungarn No. 3, kolorierte Lithographie
bei Mathias Trentsensky, Wien um 1850

Ungarische Nationaltänze, Pest nach 1808

 

Schweizer Kühreihen und Volkslieder, Bern 1818

Mährische Volkstrachten, mit Alphorn

 
 

Il Saltarello nel Mese di Ottobre, dentro la bottega
di un Caffé, Radierung von Bartolomeo Pinelli, Rom 1820

Nippon Gakufu. Sechs Japanische Volkslieder gesammelt und für das Klavier bearbeitet von Rudolf Dittrich, Leipzig 1894


 Immer wieder ergeben sich Querverweise zur komponierten Musik, von den Tanzmusiken in Tabulaturbüchern des 16. Jahrhunderts bis zur Schäferidylle der Barockoper. Die Ausstellung endet mit Beispielen für die Beschäftigung mit Volksmusik durch Komponisten des 18. bis 20. Jahrhunderts bzw. volksmusikalische Einflüsse in deren Schaffen, wie zum Beispiel,  Haydn, Beethoven, Schubert, Brahms, Mahler, Richard Strauss,  Bartók, Kodály, Gottfried von Einem.
  
 

Joseph Haydn, Streichquartett op. 20/4 (Hob. III:34),
autographe Partitur, 1772:
Menuet alla Zingarese



 

 

Johannes Brahms, Deutsche Volkslieder.
Mit Clavier-Begleitung, Erstausgabe, Berlin 1894
 


Johannes Brahms, Große Sammlung deutscher, schwedischer,
böhmischer u.a. Volkslieder, eigenhändige Abschriften:
Alte böhmische Nationaltänze und Schwedische Volksweisen
 

 

Gustav Mahler, Wer hat dies Liedel erdacht?
(Aus des „Knaben Wunderhorn“).
Eine Humoreske (Nro 5) für eine Singstimme
mit Orchester, autographe Partitur

Richard Strauss, Variationen über
„’s Dirndl is harb auf mi“,
autographe Partitur, datiert mit
18. März 1882




 

Gottfried von Einem, Slovakische Suite für
Streichorchester,op. 107. Für Tsugio Maeda.
1995, autographe Partitur