Haydn in London

Ausstellung


Musikverein
Ausstellungssaal
 

Haydn in London


20. März – 20. Juni 2009
 


Montag bis Freitag 9 – 18 Uhr, Samstag 9 – 14 Uhr
Eintritt: € 5,00 (Studenten, Senioren € 3,00)
Führungen laut Ankündigung bzw. nach Voranmeldung

Auskünfte, Informationen, Illustrationsmaterial: office@a-wgm.com
TEL +43 1 505 86 81 44, FAX +43 1 505 86 81 66


Joseph Haydn verbrachte insgesamt gute 37 Monate, also mehr als drei Jahre, in London: von Jänner 1791 bis Juli 1792 und  dann nochmals von Februar 1794 bis August 1795. Die Fürstlich Esterházysche Hofkapelle war aufgelöst und er selbst mit einer glänzenden Pension in den Ruhestand versetzt worden, daher war er im Herbst 1790 frei, eine schon zuvor immer wieder ausgesprochene Einladung nach London anzunehmen, obwohl er für damalige Verhältnisse bereits ein alter Mann war. Er lernte leidlich Englisch, lebte mit seinem Bedienten in einer eigenen Wohnung, war ein Star der Musikszene und genoß den ersten Aufenthalt so sehr, dass er auch noch eine zweite Einladung annahm.



Ob ein Hofball im Buckingham Palace oder eine Festtafel des Bürgermeisters, Haydn war eingeladen.Er stand im Mittelpunkt des gesellschaftlichen wie des musikalischen Lebens, hatte Bewunderer und Neider, erwies sich als höchst geschäftstüchtig und brachte so viel Geld heim, dass er sich in Wien ein Haus kaufen konnte.



Obwohl Haydn am Fürstliche Esterházyschen Hof ideale Arbeitsbedingungen hatte, war er in London als Komponist in einer völlig neuen Art gefordert: Er arbeitete mit Orchestern zusammen, wie er sie in dieser Größe zuvor nicht kannte, trat in Konzertsälen vor einem für ihn bisher unvorstellbar zahlreichen Publikum auf, das nur seinetwegen kam und von ihm immer neue Überraschungen erwartete, und schrieb Werke, die von ihm noch nie erwartet worden waren. In einem Alter, in dem andere Komponisten ihr Lebenswerk abgeschlossen hatten, begann Haydn neue Wege zu gehen.



Die Ausstellung lässt den Besucher an Haydns Leben und Aktivitäten in London Anteil nehmen: Wie sich die Stadt Haydn präsentiert hat, der Königshof, die Feste, die Gesellschaft, die Freunde – all das entsteht vor den Augen der Besucher. Haydn als Komponist und als Geschäftsmann, als Dirigent und als gefeierter Star, in der Öffentlichkeit und in der Privatsphäre, sein Ehrendoktorat in Oxford, seine in London entstandenen Werke – all das wird den Besuchern informativ nahe gebracht, durchwegs mit Originalobjekten: Stadtpläne und Stadtansichten, Ölbilder und Graphiken, eigenhändige Partituren und Briefe von Haydn, aufwendige Notendrucke, Dokumente zum alltäglichen Leben, zu Haydns geschäftlichen Aktivitäten und zu seinen persönlichen Interessen, Prachtstücke (wie die erstmals ausgestellte Portraitminiatur von Ott, die bis vor etlichen Jahren als verschollen galt, oder das erst jüngst aufgetauchte, zuvor gänzlich unbekannte handschriftliche Werkverzeichnis Haydns) und Details (wie von ihm durchnummerierte und abgezeichnete Eintrittskarten zu seinen Konzerten), Augenweiden und Studienobjekte – eine höchst bunte und abwechslungsreiche Ausstellung, die nicht so sehr den Musikkenner beschäftigen, als den kulturhistorisch Interessierten ansprechen will.



Bewußt wird das landläufigen Haydn-Bild vom liebenswürdigen und humorvollen „Vater der Symphonie und des Streichquartetts“, der sein Leben hauptsächlich an einem Fürstenhof in der kleinstädtischen oder ländlichen Provinz verbracht hat, mit dem Blick auf den Weltenbürger korrigiert und ergänzt, der sich in der größten Stadt Europas durchgesetzt und wohl gefühlt hat und dort der absolute Star war; sein dort erworbener Ruhm strahlte auch in seine Heimat zurück. Selbstbewußt, durchschlagskräftig und geschäftstüchtig war Haydn schon immer, dennoch hat ihm London an seinem Lebensabend als Künstler wie als Mensch noch viel Bereicherung gebracht.



Alle ausgestellten Objekte stammen aus Archiv, Bibliothek und Sammlungen der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien, 1812, also drei Jahre nach Haydns Tod, gegründet und heute eine einzigartige Dokumentationsstätte für Haydn, deren Bestände immer noch laufend ergänzt werden. Etliche Neuerwerbungen werden zum ersten Mal öffentlich gezeigt.